Es reisst dich mit oder lässt dich stehen

Ihr sagt, ich solle Acht geben auf mich, ein wenig ruhiger werden und ein bisschen weniger weinen. Ich bin ja nun erwachsen, da weint man nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit. Einem bösen Wort, schlechten Nachrichten in der Tagesschau, dem Gefühl alleine zu sein, traurigen Hundeaugen oder einfach so, weil einem nun mal gerade danach ist.

Tja, Bullshit. Für mich ist genau das Leben. Es reisst dich mit oder lässt dich stehen. Ich wollte schon immer mit- und hingerissen sein. Alles zu 102% fühlen, das Gute wie das Schlechte. Hauptsache fühlen und leben. Hauptsache sein und darum wissen.

Ja, es ist Fluch und Segen zugleich. Es lässt dich freuen und leiden, hoffen und bangen, lachen und weinen und noch so vieles mehr. Und wenn schon, wozu sonst bin ich hier? Könnte ich wählen zwischen herzschmerztiefstem Kummer und Gleichgültigkeit, immer und immer wieder würde ich ersteres wählen. Die meisten meiner Texte gäbe es nicht ohne Tränen und Seufzen, ohne gelebtes Leid und verlorene Liebesmüh. Ich meine, alles hat zwei Seiten und wir zehren stets von beiden.

Wären sie ein ebenso grosses Wunder, all die kleinen Momente des Glücks, würde ich nicht Zeiten des Unglücks kennen? Würden mich jene, denen ich bedingungslos vertraue, ebenso im Herzen rühren, gäbe es nicht auch die anderen, vor deren Füße ich all meine Enttäuschung lege? Wäre Sommersonnenwärme dasselbe, ohne Wissen um den Winter und leuchteten Sterne ebenso hell, wären sie andauernd zu sehen?

Ich glaube an den natürlichen Lauf der Dinge. An Licht und Schatten, Freud und Leid, an Wahrheit und Lüge, ewige Bewegung im Rad der Zeit. Und so werde ich mich auch weiterhin mitreissen und im Kern erschüttern lassen. Um zu spüren, dass da ein Kern ist. Einer, der atmet, sich dreht und lebt, solange wie es geht.

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