Ich glaube ja, wir schweigen zu selten

Es gibt Tage und Wochen, da scheint es nur so an einem vorbeizurauschen, das Leben. Aus Stunden werden mal eben kurze Wimpernschläge und ganze Nächte fühlen sich an wie zwei, allerhöchstens drei in tiefdunkles Blau getönte Augenblicke.

Nicht mehr. Keinen noch so kleinen Deut mehr.

Und dann, eines schönen Tages, ist da mit einem Mal das leise Gefühl, dass so viel Zeit vergangen sein muss zwischen hier und da, zwischen womöglich und ganz bestimmt, zwischen noch nicht ganz und meilenweit drüber, dass man eventuell bereits alles gesagt hat. Im Grunde natürlich längst nicht alles. Mit Sicherheit nicht all das, was störrisch bis stoisch an einem nagt. Aber es gibt nun mal Dinge, die lassen sich nicht einfach so dahersagen. Noch nicht einmal halbwegs lesbar in ein Notizbuch schreiben lassen sich jene, geschweige denn in das eigene Leben.

Alles Sagbare scheint ausgesprochen, alles Benennbare notiert. Und wenn du mal nichts zu sagen hast…

…ist das vollkommen okay.

Ich glaube ja, wir schweigen zu selten. Alleine und miteinander.

Weil da Leerstellen sind, deren Präsenz nicht zerredet werden kann. Auch wenn es uns verdammt schwer fällt, Unterbrüche und Zwischensequenzen zu ertragen, Pausen wie Übergänge. Vielleicht ja eben deswegen. Weil wir mit wehenden Armen und festgezurrten Scheuklappen durchs Leben stolpern, um hier und da und am liebsten auch noch dort drüben zu sein. Um ja nichts wie Stille oder gar Leere an jener einen Stelle ganz hinten links im Herzen zu spüren.

Ich glaube ja, wir schweigen zu selten und überhören darob, dass auch Stille hin und wieder ganz gut anzuklingen vermag.

In diesem Sinne: …

[schweigender Abgang hinter die Kulissen]

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