Nicht mehr als ein Gefühl

Ich wäre gerne jederzeit voller herzerwärmender, Mut machender und hilfreicher Worte.

Worte, die ich lediglich aus meinen Gedanken hervorlocken und zielstrebig an die Oberfläche tauchen lassen müsste, um für jemand anderen die Realität ein wenig weniger schmerzhaft, ein kleines bisschen leichtfüssiger und bunter machen zu können.

Hie und da scheint es, als wäre eben dies möglich. Wann immer es sich danach anfühlt, ist es, als wüsste ich mit einem Mal, weshalb ich sie in mir trage, all die Worte und mich wieder und wieder traue, sie loszulassen.

Als sähe ich ganz klar und in Farbe, weshalb ich eine Stimme habe und warum da trotz allem Taumeln immer auch so etwas wie Hoffnung und aufrichtige Dankbarkeit für dieses Leben in mir keimt und blüht. Manchmal laut und so intensiv spürbar, dass ich nicht weiss wohin damit, manchmal so leise flüsternd, dass ich kaum etwas davon wahrnehme.

In anderen Momenten sind da keine passenden Worte, über die ich verfüge. Nicht einmal sinnvolle Satzzeichen weiss ich zu verwenden. Dann sitze ich da, ratlos in die Stille horchend, bin ohne Worte, ohne Ahnung, ohne Gefühl für irgendetwas ausserhalb mir selbst – wenn überhaupt.

Alles was ich in jenen Augenblicken tun kann, ist andere wissen zu lassen, dass ich da bin. Auch wenn ich es nicht bin. Auch wenn ich keine Antworten auf all die nie laut gestellten, aber gleichwohl mahnenden Fragen habe. Auch wenn ich nicht weiss, weshalb ist, was ist und nicht, was sein könnte. Auch wenn ich kein anderes Leben, das Glück und den Schmerz darin leben kann als mein eigenes.

Ich sehe dich. Ich ahne, wie schwer es dir mitunter fällt, nicht zu verzweifeln. Ich weiss, dass es Kraft und Mut benötigt, manchen Tagen offen in die Augen zu blicken. Dennoch gibst du jedem eine neue Chance. Wieder und wieder. Trotz allem.

Manchmal finden mich Worte, die mich darüber schreiben lassen, dass wir nicht alleine sind. Erst recht nicht, wenn wir uns dazu entscheiden, uns selbst und andere wirklich sehen zu wollen. Hören zu wollen. Annehmen zu wollen.

Hin und wieder ist Stille nicht mehr als ein Gefühl.

36 Kommentare
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Kommentare

  • Katrin

    Dezember 2, 2019 at 21:32
    Reply

    Vielen Dank für die wunderschönen Worte, mit denen ich den Tag ausklingen lasse ❤️

    • Emma denkt.
      to Katrin

      Dezember 2, 2019 at 22:19
      Reply

      Danke fürs Lesen, Mögen und mich wissen Lassen, liebe Katrin. Ich wünsche dir einen gemütlichen Abend.

  • Sabine

    Dezember 2, 2019 at 19:19
    Reply

    Ich habe zu danken Michelle. Deine Bücher begleiten mich. ?

  • Renate Hackl

    Dezember 2, 2019 at 19:15
    Reply

    Stille ist notwendig ::). Und Deine Worte begleiten uns auch dann, wenn Stille da ist. Danke! Alles Liebe und eine besinnliche Weihnachtszeit. Renate

    • Emma denkt.
      to Renate Hackl

      Dezember 2, 2019 at 22:16
      Reply

      Wie schön das lesen zu dürfen, liebe Renate. Ich wünsche auch dir eine schöne und zufriedene Weihnachtszeit.

  • Nadja

    Dezember 2, 2019 at 11:54
    Reply

    Wunderschön geschrieben - einmal mehr - Danke!

    • Emma denkt.
      to Nadja

      Dezember 2, 2019 at 11:58
      Reply

      Ein Dankeschön meinerseits – fürs Lesen und für deine lieben Zeilen.

    • Sabine
      to Nadja

      Dezember 2, 2019 at 14:52
      Reply

      Hin und wieder ist Stille nicht mehr als ein Gefühl und mitunter vermag man eben auch keine Worte zu finden. Liebevoll verwortpackt, wie es mir da und hier zuweilen geht... Danke dafür❤

    • Emma denkt.
      to Sabine

      Dezember 2, 2019 at 15:28
      Reply

      Merci für deine Worte, liebe Sabine. Ich danke euch allen fürs Hiersein und Mitlesen.

  • Franzi Stattstadtmädchen

    Dezember 2, 2019 at 10:28
    Reply

    Du bist da. Immer. Danke!

    • Ich danke dir, liebe Franzi. Der Text lag viele Wochen lang unfertig in meinem Entwurfsordner. Dass er ein Ende und hierher fand, ist auch dir und deinen Worten zu verdanken.

    • Libby
      to Franzi Stattstadtmädchen

      Dezember 2, 2019 at 12:45
      Reply

      Ich kann nicht annähernd (nicht mal ein wenig :-) so gut mit Worten umgehen wie du. Aber ich wollte dir nach der langen Zeit in der mich deine Texte schon begleiten und in der mich viele deiner Texte so tief […] WeiterlesenIch kann nicht annähernd (nicht mal ein wenig :-) so gut mit Worten umgehen wie du. Aber ich wollte dir nach der langen Zeit in der mich deine Texte schon begleiten und in der mich viele deiner Texte so tief berührt haben, dass ich mehr als eine Träne beim Lesen geweint, geschmunzelt oder sie zum Trost an jemanden weitergeleitet habe, einfach mal Danke sagen. Danke dass du da bist und all dies mit "uns" teilst. Read Less

    • Emma denkt.
      to Libby

      Dezember 2, 2019 at 13:17
      Reply

      Liebe Libby, herzlichen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast, um mir diese persönlichen Zeilen zukommen zu lassen. Es geht mir nah zu lesen, dass meine Worte dich schon so lange Zeit begleiten und so viel in dir […] WeiterlesenLiebe Libby, herzlichen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast, um mir diese persönlichen Zeilen zukommen zu lassen. Es geht mir nah zu lesen, dass meine Worte dich schon so lange Zeit begleiten und so viel in dir auszulösen vermögen. Für andere schreiben zu dürfen, ist mir nach wie vor eine grosse Freude und Ehre. Danke fürs Hiersein – von Herzen. Read Less

    • Nicole
      to Franzi Stattstadtmädchen

      Dezember 2, 2019 at 20:11
      Reply

      wirklich wunderbare Worte.. oder Dasein.. verstanden fühlen...mehr braucht es manchmal nicht ♥️ danke

    • Emma denkt.
      to Nicole

      Dezember 2, 2019 at 22:22
      Reply

      Herzlichen Dank für deine lieben Zeilen, Nicole – und fürs Hiersein.

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