Waschstrassenromantik

»Weisst du, wie ich das hier nenne?«

Du sagst nichts aber schüttelst vermutlich den Kopf, während du dir bedächtig eine meiner Haarsträhnen um den Finger wickelst. Ich spüre deinen Atem warm und vertraut in meinem Nacken.

»Waschstrassenromantik.«

Ohne dein Gesicht sehen zu können, weiss ich, dass du grinst.

»Weil es so unromantisch ist?«

»Weil man es dafür halten könnte, wüsste man es nicht besser. Erinnerst du dich, früher als Kind, wie grossartig die kurzen Fahrten im Auto durch die Waschstrasse damals waren? Wie jedes Mal aufs Neue aufregend und schön, ja, beinahe magisch sie einem erschienen – diese an sich so unspektakulären Minuten der volltechnisierten Autoreinigung.«

»Ich habe mich jedes Mal wie irre auf die grossen blauen Flauscherollen gefreut, die das Auto von allen Seiten her einseifen…«

»…die fand ich auch toll. Obwohl ich jedes Mal auch ein kleines bisschen Angst hatte vor diesen riesigen Rollen. Dass sie das Auto zerdrücken könnten und mich dabei gleich mit.«

»Du bist ja auch ein Angsthase!«, erwiderst du neckisch und küsst mich auf die Stelle zwischen Nacken und Schulter, die du so magst. Weil dort eine Gruppe winzig kleiner Sommersprossen leichtfüssig über meine blasse Haut tanzt.

»Ich finde es überall schön mit dir. Und aufregend. Und beinahe ganz schön magisch«, flüsterst du mir ins Ohr.

Und wieder kann ich, ohne es zu sehen, fühlen, dass du dabei lächelst.

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