Wir könnten. Könnten wir?

Wir könnten ja wieder mal rausgehen und uns verlieben. Oder zumindest irgend sowas wie ein wenig Freude empfinden am Leben. Nein, wir bleiben sitzen. Bleiben mit hängenden Schultern und bleiernem Blick auf Parkbänken sitzen und puhlen unsere Fingernägel in das bereits in die Jahre gekommene, reichlich morsche Holz. Irgendwann heben wir schliesslich die Köpfe, gerade soweit, dass wir einander in die Augen und durch sie hindurch in die gähnende Leere dahinter blicken können. Sie sind schwer, unsere Köpfe. So schwer sind sie, ob all dem bei 220 Grad Ober- und Unterhitze gebackenen Kummer. Wir blicken auf und schauen einander schweigend an. Wir könnten jederzeit aufstehen. Könnten wir? Sag, könnten wir tatsächlich?

Ich weiss keine Antwort darauf, wieso wir uns derlei Fragen immer wieder stellen, es aber dennoch nie versuchen. Das ist gelogen, natürlich kenne ich die Antwort. Irgendwo hinter all den geschönten Erinnerungen an Gestern und den hochgestapelten Beteuerungen eines Morgens, das nie eintreten wird, kauert sie zitternd und bitter.

Stell dir vor, du redest dir ein, fliegen zu können, hoch über den Wolken, bis hin zu den Sternen. Solange du es nicht versuchst und dabei womöglich scheiterst, kann dir deinen Glauben daran niemand nehmen, nicht wahr? Ist das nun eine geniale Coping-Strategie oder einfach bloss feige? Ich bin mir nicht sicher. Ich meine, wir könnten jederzeit aufstehen. Könnten wir? Sag, könnten wir tatsächlich? Stell dir vor, wir täten es einfach. Einfach so. Ohne all die Zweifel. Ohne die ganze Angst. Ohne auch nur in einem einzelnen Zwei-Wort-Nebensatz danach zu fragen, ob wir es denn auch tatsächlich könnten.

Stell dir (nicht immer alles bloss) vor, verdammt.

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