Einmal zu viel

Und eines nicht ganz so schönen Abends im März, während du auf die letzte S-Bahn wartest, wird dir klar: das war nun einmal zu viel. Einmal zu viel Streit und Tränen. Bis hierhin und nicht weiter, geschweige denn zurück.

Du stehst vor dem Fahrkartenautomaten auf dem wohl verlassensten aller Bahnsteige dieser Welt und dir wird schmerzlich bewusst, dass Liebe hin und wieder ein One-Way-Ticket ist. Dir wird schwindlig, du lässt dich auf die Knie sinken, während du dich am Automaten vor dir abstützt und schließt die Augen. Das Telefon in der linken Hand – Herzseite – die eben erst da raus und wieder hineingefallenen bösen Worte noch immer im Ohr.

Wann hat sich diese ganze trotzige Wut zur Liebe gesellt, wie Platzregen, der einem mal eben das sommerliche Picknick im Park versaut? Weshalb sind jene Dinge, die man nicht versteht, so oft die gewichtigsten? Erlaubt sich irgendwer oder was einen irren Spass mit uns oder sind wir es selbst, die uns boykottieren und aus dem Takt bringen? Woher kommt das alles und wohin geht es wohl? Nun, wie es aussieht, bis genau hierhin und nicht weiter, geschweige denn zurück.

Du hörst die S-Bahn einfahren, öffnest die Augen und rappelst dich auf. Die Türen öffnen sich geräuschlos und du überschreitest ebenso geräuschlos eine Grenze.

Jene zwischen
hier und dort,
zwischen
jetzt und damals,
zwischen ihr beide
und du.

Als du im beinahe leeren Abteil sitzt, Tränen deine Wangen hinabfliessen und dir die Spiegelung in der Fensterscheibe nichts weiter als ein undeutliches Abbild deiner selbst zeigt (Transparency: 58%, Tendenz fallend), wird dir klar, dass Weinen nicht hilft. Einmal zu viel hat keine Notausgänge, einmal zu viel heißt Endstation. One-Way-Ticket – gültig während zwei Stunden auf der Linie vier an einem wahrlich nicht ganz so schönen Abend im März.

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