Lass mich

Ist es ein Text, der hinter der Stille der vergangenen Tage steckt oder sind es bloss Hitze, abgedunkelte Zimmer und die erlebte Abwesenheit der eigenen Kontur? Mein Horizont verschwindet da, wo unsere Gespräche für gewöhnlich stocken und es sich anfühlt, als würde ich zu oft das Falsche sagen – sogar wenn ich schweige.

Gestern ist mir zwischen zwei Wimpernschlägen mal wieder das Gefühl abhanden gekommen, tatsächlich da zu sein. An manchen Tagen meine ich bereits in Vergessenheit zu geraten, während du mich noch immer ansiehst. Ich kann es nicht besser erklären. Dafür entschuldige ich mich andauernd und auch das tut mir leid.

Du sagst, ich müsse mir keine Sorgen machen und siehst mich dabei an wie jemand, der weiss, wovon er spricht. Ich antworte mit einem geflüsterten »Okay« und frage mich im Stillen, was ich denn sonst tun soll mit all der Zeit, die mir im Nacken sitzt und darauf wartet, gefüllt zu werden. Womit auch immer.

Du streichst mir übers Haar, die Wärme deiner Hand zieht erst kleine, dann immer grösser werdende Kreise. Sie erzählt eine Geschichte, an die ich so viel lieber glauben würde als an meine eigene, die ich seit Jahr und Tag mit mir herumtrage und öffentlich spazieren führe, obwohl ich nicht zu ihr stehe. Nicht wirklich.

Erzähl mir Geschichten von Tagen, die kaum Gewicht haben, das zu stemmen ist, von Blicken, die Fragen beantworten, welche niemand laut stellen musste. Berichte mir von der Welt in dir, die so bunt und freundlich ist, dass man sie nicht wieder verlassen will, hat man sie einmal betreten. Lass mich ein Teil jener Wirklichkeit sein.