…wenn Worte mich finden

Etwas über ein halbes Jahr ist es nun her, seit ich mich von Facebook und Instagram zurückgezogen habe. Einmal mehr kann ich kaum glauben, wie schnell Tage, Wochen und Monate vergehen.

Etwas vom Häufigsten, was mir daraufhin gesagt und geschrieben wurde, war: »Wow, ein mutiger Schritt – du hattest doch so grossen Erfolg…«, dicht gefolgt von: »Eigentlich würde ich es dir gerne gleich tun, aber ohne Social Media geht es heutzutage nicht. Wen erreiche ich denn da noch?!«

Ja, von den damaligen 125,000 Followern ist heute nur noch ein Bruchteil an Menschen übrig, die meinen Newsletter oder die Website selbst abonniert haben und die alle paar Wochen neu erscheinenden Texte lesen. Das öffentliche Schreiben (daneben gibt und gab es für mich seit jeher auch ein privates) hat mich in den vergangenen sechs Monaten gleichwohl nicht weniger erfüllt als in den fünfeinhalb »erfolgreichen« Jahren zuvor. Ich habe viel eher das Gefühl, es hat mich – mal leise und mal ganz schön laut – wieder daran erinnert, worum es mir persönlich bei den Worten, Geschichten und Texten, die ich nach aussen tragen will, eigentlich geht.

Ich bin so sehr be- und gerührt davon, wie viele von euch noch immer regelmässig mitlesen, sich auf jeden neu erscheinenden Text freuen und die Zeit nehmen, mir Kommentare und persönliche Nachrichten zu schreiben, die voller Herz und Wertschätzung sind und mich im Kern erschüttern.

Ich will ehrlich sein, ich habe die Unmittelbarkeit von Social Media in den vergangenen Monaten vermisst. Es gab Situationen, da dachte ich: »Oh, das wäre jetzt etwas, was mich berührt, bewegt oder interessiert, was ich mal eben kurz in einer Story mit jenen teilen könnte, die mir auf Instagram folgen.« So manches Mal fehlte mir auch der frühere Austausch mit Menschen hinter anderen öffentlichen Profilen, die ich in den vergangenen Jahren kennengelernt und lieb gewonnen habe. Wieder anderes vermisste ich nicht.

Mein Leben ist ruhiger geworden und findet (abgesehen von meinem Berufsalltag) weniger oft und lange vor Bildschirmen und in konstruierten digitalen Welten statt. Ich habe Zeit für das eine oder andere wiedergewonnen, was während den intensiven »Emma denkt.«-Zeiten auf der Strecke geblieben ist. Ich habe neben der Arbeit eine Weiterbildung begonnen, wieder mit dem Laufen angefangen, kümmere mich ein wenig mehr um meine chronisch labile Gesundheit und verbringe ganze Nachmittage und Abende, ohne ein einziges Mal auf mein Telefon zu schauen, mich irgendwo einzuloggen, durchzuscrollen und das Gefühl zu haben, stets unmittelbar auf Nachrichten und Kommentare reagieren zu müssen.

Ich schreibe zurzeit nicht täglich, sondern nur, wenn Worte mich tatsächlich und von sich aus finden. Ich setze mein eigenes Tempo, bestimme meine eigene Produktivität nach meinem Bauchgefühl, der Zeit, die mir neben allem anderen bleibt und der reinen Freude am Schreiben.

Ist alles besser, entspannter und zufriedener in meinem Leben ohne Social Media? Nein, keineswegs. Vermisse ich es, als »Emma denkt.« auf Facebook und Instagram präsent zu sein und immer mehr Menschen mit eigenen Texten zu erreichen? Ja, hin und wieder. Bereue ich meine Entscheidung vom vergangenen August und den Umzug auf meine Website? Nicht eine Sekunde lang.

Ich möchte mich hier und heute einmal mehr bedanken. Bei euch, die ihr noch immer hier seid, noch immer mitlest, euch noch immer über mein Schreiben freut, mir noch immer so unwahrscheinlich liebe Nachrichten sendet, noch immer in meinen Büchern blättert, bei all jenen, die meine Worte nicht vergessen haben, auch wenn ich kein Teil ihrer alltäglichen Newsfeeds mehr bin.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein grosses Geschenk ihr mir damit macht.

Alles Liebe
Michèle

55 Kommentare
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Kommentare

  • Anna

    Februar 10, 2020 at 13:18
    Reply

    Hallo Michelle, Ich freue mich immer sehr auf deine Texte. Lese gerne alte Beiträge von dir und erinnere mich in manchen Situationen an texte von dir. Bis zum nächsten Text. Ich freue mich auf alles was noch kommt. Lg anna

    • Emma denkt.
      to Anna

      Februar 10, 2020 at 13:28
      Reply

      Liebe Anna, ich freue mich, diese Zeilen von dir lesen zu dürfen. Was für ein grosses und schönes Kompliment, dass du dich in manchen Situationen an Texte von mir erinnerst... Wow! Danke fürs mich wissen Lassen und liebe Grüsse zurück […] WeiterlesenLiebe Anna, ich freue mich, diese Zeilen von dir lesen zu dürfen. Was für ein grosses und schönes Kompliment, dass du dich in manchen Situationen an Texte von mir erinnerst... Wow! Danke fürs mich wissen Lassen und liebe Grüsse zurück zu dir. Read Less

  • Renate Hackl

    Februar 10, 2020 at 13:12
    Reply

    ups, jetzt wars weg ::). Es gibt schon bei weitem mehr für mich uninteressantes, als die paar Dinge, "wo ich glaube, sie sind wichtig" ::). Vor allem die Kommentare und die Art vieler Menschen passt mir gar nicht mehr. Und […] Weiterlesenups, jetzt wars weg ::). Es gibt schon bei weitem mehr für mich uninteressantes, als die paar Dinge, "wo ich glaube, sie sind wichtig" ::). Vor allem die Kommentare und die Art vieler Menschen passt mir gar nicht mehr. Und man kann so schwer unterscheiden von was will ich und was nicht. Ich freue mich, dass Du es nach Deinen Wünschen und Vorstellungen umsetzen kannst und freue mich auch riesig über deine Gedanken und Worte. Alles Liebe Dir weiterhin bis bald Renate Read Less

    • Emma denkt.
      to Renate Hackl

      Februar 10, 2020 at 13:25
      Reply

      Danke für deine lieben Zeilen, Renate. Ich kann deine Gedanken nachvollziehen, Social Media hat, wie wohl alles, Licht- und auch Schattenseiten. Ich bin sicher, dass du früher oder später einen Weg findest, mit dem du dich wohl fühlst. Alles Liebe […] WeiterlesenDanke für deine lieben Zeilen, Renate. Ich kann deine Gedanken nachvollziehen, Social Media hat, wie wohl alles, Licht- und auch Schattenseiten. Ich bin sicher, dass du früher oder später einen Weg findest, mit dem du dich wohl fühlst. Alles Liebe auch für dich und herzlichen Dank fürs Hiersein. Read Less

  • Regina Maier

    Februar 10, 2020 at 13:08
    Reply

    Ich liebe deine Texte und mag die Inhalte und Tiefen und egal ob hier oder auf Social Media .... ich lese sie weil sie mir was geben und mir gut tun oder zum nachdenken anregen. Davor von Herzen dafür !!! Glg […] WeiterlesenIch liebe deine Texte und mag die Inhalte und Tiefen und egal ob hier oder auf Social Media .... ich lese sie weil sie mir was geben und mir gut tun oder zum nachdenken anregen. Davor von Herzen dafür !!! Glg Regina Read Less

    • Emma denkt.
      to Regina Maier

      Februar 10, 2020 at 13:19
      Reply

      Liebe Regina, es freut mich so, das lesen zu dürfen. Vielen Dank fürs Hiersein und Mitlesen, ich sende liebe Grüsse zurück zu dir.

  • Renate Hackl

    Februar 10, 2020 at 13:06
    Reply

    Liebe Michele, danke für Deine Offenheit. Ich bin auch schon einmal für ein paar Jahre ausgestiegen und seit ca. 2 Jahren wieder dabei. Ich habe auch schon wieder nachgedacht, wieder auszusteigen. Ich hadere auch noch. Du hast es richtig […] WeiterlesenLiebe Michele, danke für Deine Offenheit. Ich bin auch schon einmal für ein paar Jahre ausgestiegen und seit ca. 2 Jahren wieder dabei. Ich habe auch schon wieder nachgedacht, wieder auszusteigen. Ich hadere auch noch. Du hast es richtig gemacht. Read Less

  • Dani

    Februar 10, 2020 at 12:57
    Reply

    ❤️

    • Simone
      to Dani

      Februar 11, 2020 at 7:48
      Reply

      Du bist so authentisch und gehst deinen Weg! Das spürt man so sehr. Du bist achtsam mit dir, was gibt es wichtigeres als dass du schaust, was gut für dich ist? Ich liebe deine Worte und finde mich darin hüufig […] WeiterlesenDu bist so authentisch und gehst deinen Weg! Das spürt man so sehr. Du bist achtsam mit dir, was gibt es wichtigeres als dass du schaust, was gut für dich ist? Ich liebe deine Worte und finde mich darin hüufig wieder. Ich bin sehr tief und sensibel und durchlebe seit einiger Zeit Emotionen, die mich auch immer mehr zu mir selbst bringen. Danke für deine Offenheit. Nur so kann man etwas bewegen Herzlich, Simone Read Less

    • Helga Rohra
      to Simone

      Februar 15, 2020 at 19:53
      Reply

      Liebe Michele Deine Gedanken - deine Gefühle zu deuten zwischen den Zeilen ; einfach bereichernd ! Ich erkenne mich ! Bin so dankbar dass du diese Form der Mitteilung hast ! Und was FB betrifft - wir sollten so „ reif „sein um zu […] WeiterlesenLiebe Michele Deine Gedanken - deine Gefühle zu deuten zwischen den Zeilen ; einfach bereichernd ! Ich erkenne mich ! Bin so dankbar dass du diese Form der Mitteilung hast ! Und was FB betrifft - wir sollten so „ reif „sein um zu wissen was - wie oft ! Ich persönlich sehe diesen FB Weg in meiner Situation : als Mutmacherin ! Danke dir für ALLES und take care ! LG HeRO / Helga ROhra Read Less

    • Emma denkt.
      to Helga Rohra

      Februar 16, 2020 at 11:07
      Reply

      Liebe Helga, wie schön von dir zu lesen! Ich danke dir herzlich für deine lieben und unterstützenden Worte und freue mich sehr, dass du hier weiterhin mitliest und anderen auf Facebook und im echten Leben Mut machst und Kraft schenkst. […] WeiterlesenLiebe Helga, wie schön von dir zu lesen! Ich danke dir herzlich für deine lieben und unterstützenden Worte und freue mich sehr, dass du hier weiterhin mitliest und anderen auf Facebook und im echten Leben Mut machst und Kraft schenkst. Du bist eine grosse Inspiration, Danke dafür. Read Less

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