Worte finden mich selten

In Gesprächen merke ich hin und wieder, dass andere davon ausgehen, das Schreiben falle mir leicht. Dass mich Worte für Situationen und Gefühlslagen finden, die sich allem ansatzweise Fassbaren in aller Regel zu entziehen scheinen. Es fällt mir nicht leicht. Worte finden mich selten.

Ich mache mich auf die Suche nach ihnen, mit einer Hartnäckigkeit und Vehemenz, die ich mir selbst nicht erklären kann. Oft sitze ich da und fühle, dass da ein Text zu schreiben wäre. Ich habe bloss keine Ahnung, wie.

Der Prozess von jenem ersten vagen Gefühl bis hin zum »fertigen« Text (welcher Text ist je wirklich fertig?) ist anstrengend, gepflastert mit Zweifeln und einem leise flüsternden Gefühl des Unvermögens. Manchmal ist er frustrierend, nicht selten auf die eine oder andere Weise schmerzhaft. Manche Texte, die in mir ruhen, werde ich vermutlich nie (aus mir heraus) schreiben können.

Weshalb setze ich mich dennoch immer wieder hin, wühle in Gedanken und Emotionen, lege etwas in mir offen, was ich daraufhin versuche, so nachvollziehbar in Worte zu übersetzen wie möglich?

Weil ich nicht anders kann. Weil mein Anspruch zu verstehen und verstanden zu werden mich antreibt, seit ich denken kann. Weil dieser Versuch einer Übersetzungsleistung – wie treffend oder nicht sie auch immer sein mag – das ist, was ich glaube, zu geben zu haben. Mir selbst und anderen.

10 Kommentare
Vorheriger BeitragNächster Beitrag

Kommentare

  • Ingeborg

    April 7, 2021 at 8:23
    Reply

    Liebe Michéle, gerade deshalb mag ich deine Texte so... und das, was sich darin von dir ausdrückt. Für dich - und für uns andere auch. Ich lese sie schon lange, habe beide Bücher bei mir wohnen. Doch ich hatte und […] WeiterlesenLiebe Michéle, gerade deshalb mag ich deine Texte so... und das, was sich darin von dir ausdrückt. Für dich - und für uns andere auch. Ich lese sie schon lange, habe beide Bücher bei mir wohnen. Doch ich hatte und habe niemals das Gefühl gehabt, dass die Worte dir leicht - so einfach - zufliegen. Gerade dieses "so tief tauchen und spüren und suchen" nach "dem", was zum Ausdruck kommen will... darf... muss... ja, gerade das liebe ich an deiner Art zu sein und zu wirken. Danke, dass du das in aller Tiefe mit uns teilst! Alles Liebe für dich - und deine besondere Art! Von Herzen Read Less

    • Emma denkt.
      to Ingeborg

      April 7, 2021 at 8:45
      Reply

      Herzlichen Dank, dass du meinen Büchern ein Zuhause geschenkt hast, Ingeborg. Deine Worte gehen mir nah. Ich danke dir fürs Hiersein.

  • Stefan Geiger

    April 6, 2021 at 8:20
    Reply

    Und diese Arbeit ist in jedem Deiner Worte zu spüren und dies macht Deine Texte so einzigartig und wertvoll- wertvoll für so Viele! Und sie berühren stets zutiefst ! Hoffe, Du hast ein schönes Osterfest mit viel Ruhe hinter Dir! […] WeiterlesenUnd diese Arbeit ist in jedem Deiner Worte zu spüren und dies macht Deine Texte so einzigartig und wertvoll- wertvoll für so Viele! Und sie berühren stets zutiefst ! Hoffe, Du hast ein schönes Osterfest mit viel Ruhe hinter Dir! Liebe Grüße aus Berlin xxx Stefan 🙏😉❤ Read Less

    • Emma denkt.
      to Stefan Geiger

      April 6, 2021 at 9:53
      Reply

      Vielen lieben Dank, Stefan. Ich sende herzliche Grüsse zurück zu dir nach Berlin.

    • Sabine
      to Emma denkt.

      April 9, 2021 at 17:23
      Reply

      Liebe Michele, Was du beschreibst ist, wie es wohl jedem Schriftsteller geht. Deine bildhafte und bezaubernde Art, Worte zu Papier zu bringen braucht den richtigen Moment, das richtige Gefühl. Das kann an jedem Ort passieren (welch Glück, wenn man Papier und […] WeiterlesenLiebe Michele, Was du beschreibst ist, wie es wohl jedem Schriftsteller geht. Deine bildhafte und bezaubernde Art, Worte zu Papier zu bringen braucht den richtigen Moment, das richtige Gefühl. Das kann an jedem Ort passieren (welch Glück, wenn man Papier und Stift dabei hat). Wenn es so einfach wäre, und es dir nur so zufliegen würde, hätten die Worte vielleicht nicht so viel Bedeutung für dich. Womöglich gewinnst du sie durch das Werden so lieb. Ebenso wie wir, die wir es lieben, dich zu lesen. Read Less

    • Emma denkt.
      to Sabine

      April 9, 2021 at 17:30
      Reply

      »(...) Womöglich gewinnst du sie durch das Werden so lieb.« Wie schön und treffend in Worte gefasst, liebe Sabine. Danke für deine berührenden Zeilen.

  • Christiane

    April 6, 2021 at 8:18
    Reply

    Ich liebe deine Texte, sie berühren mich, hüllen mich manchmal ein wie eine warme Decke. Du gibst so viel damit und hilfst denen, die genau wie du die Sehnsucht haben, zu verstehen und verstanden zu werden. Danke, dass du das […] WeiterlesenIch liebe deine Texte, sie berühren mich, hüllen mich manchmal ein wie eine warme Decke. Du gibst so viel damit und hilfst denen, die genau wie du die Sehnsucht haben, zu verstehen und verstanden zu werden. Danke, dass du das mit uns teilst und ich mich dadurch öfter verstanden und weniger einsam fühle..lG Christiane Read Less

  • Michael

    April 5, 2021 at 19:02
    Reply

    So ist das: wer schreibt, tut dies aus Notwendigkeit. Ich bewundere Deine Übersetzungsleistungen, Du gibtst damit unschätzbar viel. LG Michael

Hinterlasse einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert